Previous
Next

Wenn plötzlich das „Licht“ ausgeht

Für über eine Millionen Menschen in Deutschland eine knallharte Realität.

Doch ist blind sein gleich blind sein?
Sehen blinde Menschen wirklich nichts?
Was oder wie träumen Blinde?

Fragen, die nicht nur ich mir stelle.

In meinem letzten Blogbeitrag konnte ich aus eigener Erfahrung berichten, wie der Alltag eines Gehörlosen aussieht. Bei dem heutigen Post muss ich mich auf Recherche im World Wide Web begeben.

Blind sein – von Geburt an, durch einen Unfall oder ausgelöst durch diverse Krankheiten – für mich persönlich eine sehr beängstigende Vorstellung. Unsere Augen gelten als das Fenster zu unserer Seele, durch sie können wir unsere Umwelt wahrnehmen und Emotionen ausdrücken. Doch was passiert, wenn plötzlich das Licht ausgeknipst wird?

Zunächst möchte ich auf die offensichtlichen Themen – rund um die gängigen Hilfsmittel eingehen.

Welche Hilfsmittel gibt es denn überhaupt?

Es gibt viele Hilfsmittel, die Menschen mit einer Seheinschränkung helfen. Grundsätzlich geht jede*r Betroffene unterschiedlich damit um und nutzt verschiedene Hilfsmittel. Einige bekannte Unterstützungsmöglichkeiten haben wir Euch aufgelistet.

Gespitzte Ohren – Wie das Gehör das Sehen auffängt

Fällt ein Sinnesorgan aus, so geben die übrigen vier richtig Gas. Das Gehör ist zum Beispiel bei blinden Menschen viel ausgeprägter als das eines Sehnenden. Entfernungen und Position des Gesprächspartners können rausgehört werden. Auch ob der Gegenüber Blickkontakt hält oder an einem vorbeischaut, können Blinde quasi hören. Ist es nicht irre, wie gut unsere restlichen Sinnesorgane funktionieren und das fehlende Organ auffangen?

Mit den Fingern sehen und den richtigen Weg riechen

Blinde Menschen nehmen ihre Umwelt viel bewusster wahr. Gerüche werden zu einer Art Navigationssystem und Finger zu sensiblen Antennen. Aber natürlich sind viele innovative Hilfsmittel nicht mehr wegzudenken. Geräte mit Farberkennungen zum Beispiel helfen dabei, den passenden Pullover zu der Lieblingsjeans zu finden und auch Smartphones sind eine große Hilfe, um weitestgehend barrierefrei den Alltag zu bestreiten. Bei Letzterem übernimmt die Spracherkennung die Bedienung der Apps und ist auch als das „digitale Auge“ bekannt.

Mittels des allseits bekannten „Blindenstocks“ ist es blinden Menschen möglich, Asphalt von Gehwegplatten zu unterscheiden. Verschiedene Vorrichtungen – wie Huckel an Straßenübergängen – unterstützen die Orientierung immens. Der verlängerte Arm leitet Unebenheiten weiter, sodass ein versehentliches Abkommen von dem Bürgersteig auf die Straße verhindert wird.

Hunde als treue Begleiter im Alltag

Was würden wir nur ohne unsere treuen Fellnasen machen?
Der Hund gilt als bester Freund des Menschen. So machen sie in vielen Fällen das Familienleben komplett. Darüber hinaus können sie – mit spezieller Ausbildung – Leben retten und auch zu Therapiezwecken eingesetzt werden. Blindenhunde geben sehbehinderten Menschen Sicherheit und helfen ihnen dabei, ihren Alltag zu bestreiten. Mit ihnen ist es möglich, quasi „Blind durch die Stadt“ zu gehen. Sie warnen ihre Besitzer*Innen vor potentiellen Gefahren und helfen dabei das angepeilte Ziel nicht zu verfehlen.

Was ist eigentlich die Brailleschrift?

Die Brailleschrift ist eher unter der Bezeichnung der Blinden- oder Punkteschrift bekannt. Sie ermöglicht es blinden Menschen, unabhängig von moderner Technik, zu lesen und gibt ihnen einen großen Grad an Selbstbestimmung. Doch der Trend, perspektivisch die klassische Tageszeitung oder das gedruckte Buch durch E-Books und E-Paper abzulösen, hat eine enorme Auswirkung für Blinde. Die Unabhängigkeit, die ihnen das eigenständige Lesen bietet, wird durch das Vorlesen mittels Spracherkennungsgeräten oder Apps ersetzt.

Es ist unglaublich, wie verschiedenste Hilfsmittel blinden Menschen ein fast normales Leben ermöglichen. Hier wird sich in Zukunft sicherlich auch immer mehr entwickeln, um den Alltag weiterhin zu optimieren und die Hürden zu minimieren.

Was sehen Blinde und kann man blind träumen?

Was genau sehen Blinde und können Blinde eigentlich träumen? Wir haben die Antworten für Euch gesucht.

Was sieht man als Blinder?

Es ist ein Irrglaube, dass ein zu 100% blinder Mensch eine schwarze Dunkelheit sieht. Er sieht schlichtweg einfach nichts – keine Farben, keine Formen – einfach nichts. Für mich als sehenden Menschen absolut unvorstellbar. Was ist denn ein oder das „Nichts“? Diese Frage kann genau so wenig wie die exakte Größe des Universums zu definieren, beantwortet werden.

Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens erblinden, leben mittels ihrer Erinnerungen, welche leider im Laufe der Jahre immer mehr Verblassen können. Man kann sich das ähnlich wie mit der Stimme eines Verstorbenen Menschen vorstellen. Anfänglich ist diese noch fest in unseren Erinnerungen verankert, nach und nach wird sie jedoch verstummen.

Wie träumen Blinde?

Die Träume eines Geburtsblinden sind durch die erlebten Sinneswahrnehmungen und Emotionen geprägt. Spät Erblindete oder Menschen mit eingeschränkten Sehfähigkeit träumen wiederum in Bildern resultierend aus ihren Erinnerungen.

Fazit

Generell müssen sich blinde Menschen enorm vielen Vorurteilen stellen. Allen voran die Unterstellung, dass sie immer depressiv und traurig gestimmt sind, ihren Haushalt nicht alleine stemmen können und keine Hobbys haben. Das alles ist Quatsch!
Durch Training und zahlreiche Hilfsmittel können sie heutzutage fast barrierefrei und ähnlich wie Sehende ihren Alltag bewerkstelligen.

Ich ziehe meinen Hut vor allen blinden sowie sehbehinderten Menschen. Es ist eine Wahnsinns Leistung, die ihr tagtäglich hervorbringt.

Einen Tipp möchte ich allen sehenden Menschen mit auf den Weg geben: Natürlich könnt ihr jederzeit eure Hilfe anbieten, wenn ihr der Meinung seid, dass diese erforderlich ist. Kündigt euch jedoch an und greift einem Blinden nicht ungefragt unter die Arme. Fragt einfach, ob ihr helfen dürft. Auch ihr würdet ungern von wildfremden angefasst und bevormundet werden.

 Eure Jenni vom Toleranz im Netz-Team

Das Leben eines Bilden - welche Herausforderungen und Hürden zu nehmen sind, erklärt Euch das Team von Toleranz im Netz