Erkrankt ein Angehöriger an Depressionen, so kann das diese Person stark verändern. Ein zuvor lebensfroher, motivierter Freund kann plötzlich antriebslos wirken, von negativen Gefühlen, innerer Leere und Zweifeln geplagt werden und sich zunehmend aus der Beziehung, Freundschaft und dem Alltag zurückziehen. Dabei sind die Angehörigen die wichtigste Stütze für Betroffene.
Dieses abweisende Verhalten kann dazu führen, dass Angehörige sich oft im Stich gelassen und weggestoßen fühlen. Daraus können sich Schuldgefühle, Verzweiflung und auch Ärger gegenüber der erkrankten Person entwickeln. Wenn die depressive Phase länger anhält, kann dies auch zu Überforderung und Erschöpfung bei den Angehörigen führen, da sie dem Betroffenen viele alltägliche Aufgaben abnehmen müssen.
All das resultiert oft daraus, dass die Menschen um die erkrankte Person hilflos im Umgang mit der Depression sind und die Gefühle nicht nachvollziehen können.
Depression muss als Erkrankung akzeptiert werden
Mittlerweile wird das Thema Depressionen zum Glück offener behandelt als noch vor einigen Jahren. Das ist ein wichtiger Fortschritt, nicht nur für Erkrankte selbst, sondern auch für die Angehörigen. Denn nichts ist schlimmer, als eine geliebte Person leiden zu sehen, aber nicht zu verstehen, was los ist. Ein wichtiger Schritt ist es, die Depressionen als Krankheit anzuerkennen. Um die Erkrankung etwas greifbarer zu machen, können Sie sich die Depressionen als eine Art „Grippe im Kopf“ vorstellen. Eine Grippe lässt einen schwächeln und kränkeln, muss behandelt und auskuriert werden. Ähnlich ist es bei Depressionen.
Aber wie eine Grippe von einem Arzt behandelt werden muss, muss auch eine Depression ärztlich behandelt werden. Sollte man Anzeichen von Depressionen bei einem Angehörigen wahrnehmen, so sollte man auf jeden Fall das Gespräch mit der betroffenen Person suchen, Hilfe und Beistand anbieten und zu einem Arztbesuch raten. Oftmals fühlen sich depressive Menschen so hilflos, dass sie denken, nicht einmal ein Arzt könne ihnen helfen. Nehmen Sie die Reaktion nicht persönlich, sollte die Betroffene Person zurückweisend oder sauer reagieren. Im Umgang mit Depressionen spielt Geduld eine große Rolle.
Verständnis zeigen
Das Letzte, was eine depressive Person gebrauchen kann, ist Druck von außen. Daher ist es wichtig, Verständnis zu zeigen, geduldig zu sein und die Ruhe zu bewahren. Zwingt die betroffene Person zu nichts, was sie nicht möchte, denn oftmals heißt bei Depressiven „ich möchte nicht“ eher „ich kann nicht“. Schon die kleinsten Aufgaben wie das Aufstehen am Morgen, kann für Betroffene eine riesige, unüberwindbare Hürde sein.
Wichtig ist auch, im Umgang mit Depressiven nicht von sich selbst auszugehen und Ratschläge zu geben. Sprüche wie „Reiß dich zusammen, jeder ist mal niedergeschlagen“ oder „Du musst nur mal ein bisschen raus“, führen oft dazu, dass sie Erkrankte noch schlechter fühlen, als dass es sie motiviert. Ein großer Teil dieser Krankheit ist eben, dass man sich nicht „zusammenreißen“ kann.
Sich selbst nicht vergessen
Wenn es einer nahestehenden Person schlecht geht, vergisst man schnell sich selbst. Neben den permanenten Sorgen kommen aber auch praktische Probleme. Angehörige müssen oft zusätzliche Aufgaben im Alltag übernehmen und diesen allein stemmen. Haushalt, Arbeit und gegeben falls Kinder oder Haustiere. Dinge, die man sich sonst aufgeteilt hat, bleiben nun an einer Person hängen. Daher ist es wichtig, dass Angehörige auch auf sich selbst und ihre Kräfte achten. Hin und wieder sollte man sich Zeit für sich selbst nehmen, Dinge tun, die einem Spaß machen und ablenken. Außerdem sollten sich auch die Angehörigen einer Person anvertrauen, um über Gefühle und Sorgen sprechen zu können und sich austauschen. Neben Freunden und Familie gibt es hier für offizielle Anlaufstellen, bei denen ihr euch melden könnt.
Telefonseelsorge: 0800/1110111
Info-Telefon Depression: 0800 – 3344533
Zudem können auch Angehörige das Gespräch beim Hausarzt suchen, um Hilfe zu bekommen oder weitere Anlaufstellen in Erfahrung zu bringen.
Ihr seid nicht alleine!
Euer Team von Toleranz im Netz